«Gannet» 4.40 m Centerboard Sailing Dinghy

3. Januar 2012 endlich ist es soweit der Bau der Boote beginnt. Insgesamt werden sieben Boote gebaut und zwei restauriert. 16 Studenten sind am Werk. Es haben sich ganz natürlich Gruppen gebildet die nun zusammen arbeiten. Es wird aber auch erwartet das man an den verschiedenen Bootskonstruktionen arbeitet. Traditioneller Klinker, verleimter Klinker, Strip-Planked und Stitch and Tape. So erlernt man die verschiedenen Konstruktionsarten, welche sehr unterschiedlich sind in der Technik und im Aufwand. Ich habe mich für die Strip-Planked Technik entschieden. Die Bootspläne sind eigentlich für ein verleimtes Klinkerboot, aber ich wollte eine glatte Hülle, die moderner aussieht und das Segelboot schneller macht.

 

Arbeitsplatz

Der Arbeitsplatz ist zugewiesen und wird eingerichtet. Es sieht alles noch etwas leer aus. Als Erstes wird die «Box» aufgestellt und im Lot ausgerichtet.

Mold

Die «Molds» (Formen) werden aufgestellt. Diese werden mit einem Lot und Wasserwaage ausgerichtet und mit Latten an die Box verschraubt, damit sie schön stabil sind zum beplanken.

Mold
Mold

Der «Hog» (Innerer Kiel) wird auf die «Molds» gelegt und verschraubt. Der «Transom» (Spiegel) eingesetzt und verleimt.

Apron

Der «Apron» (innerer Steven) verleimt und eingesetzt.

Apron

«Hog» und «Apron» verleimt.

Apron

Der «Apron» wird in die richtige Schräge gehobelt und geschliffen. Sodass die «Planks» (Leisten) aufgeleimt werden können.

Apron
Apron

Prüfungsphase

Die kommenden vier Wochen werden sehr streng. Die erste Prüfungssphase beginnt. Die erste Woche Einführung in die Fiberglas-Verarbeitung. Zweite Woche Bau eines Fiberglas-Modelbootes und schriftliche Prüfung. Dritte Woche Einführung in die verschiedenen Boots-Konstruktionen, vierte Woche den Bug eines Bootes «loften» und den Stem/Kielansatz in Holz bauen. Ganz schön anspruchsvoll, bis jetzt klappt es aber ganz gut.  Die Prüfungs-Stimmung ist angenehm und es ist erlaubt sich gegenseitig zu helfen. Wenn gar nichts mehr geht sind die Instruktoren da, Unterstützung von dieser Seite wirkt sich aber auf die Bewertung aus. Bin gespannt wie ich mich durchschlage, einiges machen wir während der Prüfung zum ersten Mal, das kann schon etwas beunruhigen. Aber die wunderbare Aussicht aus dem Fenster wird eine erholsame Wirkung haben. Fotografiert Richtung Hafen und Städtchen.

 

Lyme Regis

Stitch & Tape

Stitch & Tape, die Sperrholzplatten werden auf die richtige Form zugesägt und wie es der Name sagt werden diese mit Draht zusammen genäht und verleimt.  Die «Nähte» werden mit Epoxy (Leim) abgeklebt. Nach dem Trocknen können die Drähte entfernt werden. Die Verbindungen werden mit Fiberglass-Tape abgedeckt und erneut mit Epoxy verleimt. Die Aussenschicht wird mit einer dünnen Fiberglas/Epoxy-Schicht überzogen zur Verstärkung. Das Boot wird geschliffen und entweder mit Lack oder Farbe gestrichen. Dazu sind wir aber nicht gekommen, die Woche war bereits um. Die Boote werden zwischen gelagert, vielleicht haben wir später mal Zeit daran zu arbeiten.

 

Stitch & TapeStitch & TapeStitch & TapeStitch & TapeStitch & TapeStitch & Tape

Lofting

Anfang siebter Woche wurde entschieden welche Boote gebaut werden. Zum Glück wollten in unserem Kurs nicht alle Teilnehmer ein Boot bauen. So gab es keine grossen Diskussionen. Wir bauen 9 Boote. 6 grössere Boote und drei Kanus. Ein traditionelles Klinkerboot, zwei geleimte Klinkerboote, ein Strip-Planket Boot (30mm Holz-Streifen die aneinander gefügt die Bootshülle ergeben). Ein Stich & Type Motor-Boot (Sperrholz-Platten werden zusammen «genäht» und verleimt. Ein Ruder/Segel-Boot kombiniert, bin mir nicht sicher welche Konstruktionsart.
Zwei Wochen «Lofting» da werden die Bootspläne 1:1 auf grosse Platten gezeichnet um die Pläne zu überprüfen und eine angenehme Bootserscheinung zu erzielen. Die Zeichnung dient dann als Vorlage um die Rahmen herzustellen welche gebraucht werden um die Bootshülle darauf zu erstellen. Lofting kommt von Loft, übersetzt Dachboden. Das war früher der einzige «saubere» Raum in einer Bootswerft. Da mussten dann die Bootsbauer sogar ihre Schuhe ausziehen um an den Zeichnungen zu arbeiten. Im Deutschen heisst es Schnürboden oder Reissboden. Schnürboden weil man früher mit Schnüren gearbeitet hat, eine Gerade zwischen zwei Punkten herstellen kann oder die Schnur auch als Zirkel verwenden kann. Dies wurde ebenfalls auf dem Dachboden gemacht.
Die Formen werden mittels Transparentpapier auf Pavatexplatten übertragen, diese werden ausgesägt und genau auf die Linien angepasst und dienen als Muster für die eigentliche Herstellung der Rahmen. Je nachdem aus Sperrholz oder Sterlingboard. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, die nächste Woche werden Stich & Tape Tender gebaut.

 

LoftingLofting

 

LoftingLoftingLoftingLofting

Vom Baum zum Boot

Bevor es aber soweit ist sind wir einen sechs wöchigen Grundkurs durchlaufen. Einführung in die Holzverarbeitung, Holzkentnisse vom «Baum zum Boot» Holzverbindungen, z.B: Schwalbenschwanz-Verbindung. Fühlte mich eher wie eine Möbelschreinerin. Aber es macht alles Sinn. Am Anfang werden wir in Genauigkeit geschult. Im Bootsbau wird es dann etwas «lockerer». Da ich gewohnt bin sehr genau zu arbeiten, wird es eine Herausforderung einen Mittelweg zu finden. Zum Abschluss des Grundkurses haben wir eine «Clinker-Section» hergestellt. Das hat Spass gemacht. Ein erstes Gefühl wie es ist ein Boot zu bauen. Viel Theorie wird vermittelt und jeweils am Montag morgen mit einem «Tracking-Test» geprüft. Ganz schön streng das Ganze.

 

HolzverarbeitungHolzverbindungen

Gannet

Lisa wird diesen Blog für mich unterhalten, ich werde mir Mühe geben, den Inhalt und Fotos zu liefern. Ab Januar werde ich ein 4.40 m langes Segelboot für Lisa bauen. Ein «Gannet», der Boots-Designer heisst Iain Oughtred und lebt auf Iles of Skye. «Insel des Nebels» ist die grösste Insel der Inneren Hebriden. Sie liegt unmittelbar vor der Westküste des schottischen Festlands im Atlantik.

 

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Boat Building Academy in Lyme Regis

Seit bald drei Monaten bin ich nun an der BBA in der neun monatigen Bootsbauer Ausbildung. Mittlerweile habe ich mich eingelebt und fühle mich wohl. Das Städtchen ist reizend und ich geniesse es jeden Tag an der Strand-Promenade entlang in die Schule zu spazieren. Meer und Himmel sind jeden Tag anders, eindrückliche Stimmungen. Der Herbst ist vorbei und die warmen Tage Vergangenheit. Bin gespannt auf die Winter-Stürme. Bis jetzt hat es fast nie geregnet, dafür bläst ein kalter Wind und das Meer ist wellig und rau.

 

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